Mittwoch, 14. März 2007

Deutsches Handwerk ist schön anzuschauen?

Liebe Strickeria,

beim Surfen im Netz bin ich auf ein paar Artikel über Wolleläden und Strickzeitschriften in Deutschland und auf deutsch gestoßen... und sie kommen nicht allzu gut dabei weg. Ein paar ältere Artikel gibt es auch. Anlass dazu war, daß die Zeitschrift Verena vom Burda-Verlag eingestellt wird (und nicht nur diese). Mich würde mal Eure Meinung dazu interessieren, wie Ihr das seht!

Update: Ich habe noch ein paar mehr Artikel gefunden die ich Euch nicht vorenthalten möchte. Wäre schön, wenn wir hier eine Diskussion zu den Themen "Ich hasse meinen Wolleladen vor Ort weil die Wolle dort fast nur Schrott ist und bestelle lieber im Internet, dort habe ich wenigstens eine Auswahl" und "Deutsche Strickzeitschriften?! So wie die aussehen ist es kein Wunder wenn sie eingestellt werden!" und dergleichen in Gang bekommen könnten.

7 comments:

annabelle1002 hat gesagt…

Liebe Dorothee,

Deine Artikelsammlung spricht mir inhaltlich komplett aus dem Herzen.

Ich habe mich schon oft gefragt, was es eigentlich ist, das englische und amerikanische Strickbücher oder -magazine so attraktiv macht. Wahrscheinlich ist es der hohe Anspruch an die Qualität der Wolle und die Anleitungen. Denn teilweise finde ich dort auch Modelle, die affenscheußlich sind, trotzdem ist es eine Inspiration, in einem ROWAN-Magazin eine Anleitung für eine gestickte Abendrobe zu finden. Es wird gar nicht darum gehen, so etwas je zu stricken, aber allein die Möglichkeit ist schon faszinierend.

Deutsche Magazine leben von dem "quick-and-dirty"-Ansatz: Dicke Wolle, möglichst mit Effekten, damit man Fehler nicht sieht, schnell fertig. Fast Food für die Nadeln. Das Stricken eines dicken Pullis mit großen Nadeln und irgendeinem Fluffkram in der Wolle macht ja auch Mühe. Das Ergebnis ist aber eher unbefriedigend und für einen ehrgeizigen und ansppruchsvollen Stricker keine Leistung. Und dann ist das Geld für einen Pulli, der nur im Schrank liegt, doch rausgeschmissen.

Die Frage ist ja nun: Wer hört uns? Anscheinend machen sich die Wollehersteller nicht die Mühe, in einschlägigen Foren oder Blogs zu stöbern. Die Verlage erst recht nicht.

Wir Deutschen bekommen im europäischen Vergleich ja auch das schlechteste Obst und Gemüse; Ware, die Franzosen nicht einmal anfassen würden. Weil wir uns mit der schlechten Qualität begnügen und nicht aufbegehren. Also bekommen wir auch die schlechteste Wolle und das auch noch schlecht präsentiert. Ohne Dienstleistungen drumherum, die ein Produkt ja heutzutage erst attraktiv machen.

Am liebsten würde ich selber eine Strickzeitschrift herausgeben..., einen Wollladen eröffnen..., einen Verlag übernehmen...

Liebe Grüße

Amélie

Jinx hat gesagt…

Ich melde mich nun auch mal hier. :)
Meine Meinung habe ich eigentlich zu Genüge dargelegt, nun schreibe ich über meinen LYS.
Ich lebe in Hamburg, was eine Weltstadt ist. Wir haben die Wollfabrik mit einer gigantischen Auswahl... an Strickmaschinengarnen. Die kann man zwar auch per Hand verstricken (so werden sie auch verkauft), aber ich stricke nicht gerne mit ungezwirnter Wolle. Mein LYS ist eigentlich gut. Er hat eine ordentliche Auswahl an hochwertigen Garnen namhafter Hersteller (Rowan, Debbie Bliss, Noro...) und auch ein breites Spektrum einfarbiger Sockenwolle. Nadeln von Holz und Stein sind in guter Auswahl ebenfalls erhältlich, ebenso wie die Magazine von Rowan und einige Bücher. Ich kann mich da nicht beschweren. Problematisch kann es nur werden, wenn man nun einen Pullover stricken möchte: die Garne sind oft nicht in ausreichender Menge vorhanden. Falls der Grossist die entsprechende Farbpartie noch hat oder besorgen kann, ist eine Nachbestellung möglich, aber das kann bis zu einem Monat dauern.
Ich möchte dem Geschäft hier überhaupt keinen Vorwurf machen, denn ich kann mir vorstellen, dass man schnell ein Problem mit der Lagerhaltung bekommt, wenn man jedes Garn in einer ausreichenden Menge vorrätig haben möchte. Ich kaufe gerne dort, aber eben meist kleinere Mengen, für Accessoires etc.
Größere Mengen bestelle ich eher im Internet. Da habe ich meine Quellen, wo ich inzwischen auch bekannt bin. Die Ware bekomme ich meist innerhalb von zwei bis drei Tagen. Das ist schon ein Unterschied.
Mir ist auch aufgefallen, dass die Internetshops sich der Konkurrenz eher bewußt sind: wenn es nicht gut läuft mit einem Shop, bestellt man lieber bei einem anderen. Das bedeutet, dass die Händler sich mehr Mühe geben. Die Ladengeschäfte scheinen sich der Konkurrenz weniger bewußt zu sein - nur vereinzelt heißt es, das Internet nähme ihnen Kunden weg, wobei die Vorstellungen dieser Leute vom Internet eher nebulos sind - es ist der unsichtbare, böse Feind.
Ich weiß auch nicht, wie dieses Dilemma zu lösen ist.
Eins jedoch ist auffällig: die Spaltung der Strickszene im Internet in die, die internationale Publikationen heranziehen, ausländische Garne beziehen etc, und die, deren Quelle deutsche Zeitschriften und der LYS ist. Der Ton zwischen beiden Gruppen wird langsam schärfer ("ach, das ist ja wieder nur in Englisch" oder "nee, so einen Modefirlefanz kaufe ich nicht, das ist total überteuert") und es ist zu befürchten, dass sich die Kluft weiter vertieft. In den Foren dividiert man sich bereits auseinander.
Viele Grüße
Jinx

Anonym hat gesagt…

Hallo zusammen,
ich habe bisher eigentlich immer gedacht, daß man in der Münchner Innenstadt doch mindestens ein Wollegeschäft finden muss, das etwas "hermacht". Ich bin deshalb extra mal hingefahren und wollte mich überraschen lassen. Aber: Wüstenlandschaft. Ausser den Wollabteilungen in zwei großen Kaufhäusern habe ich nur ein Geschäft in der Nähe vom Sendlinger Tor aufgetan, daß mich echt erschreckt hat (ich möchte den Namen nicht nennen, damit keiner wg. Rufschädigung schreit). Es gibt zwar eine wirklich gute Auswahl - nur, daß man nichts findet. Absolutes Wollchaos, so eine Art Mc D* für Wolle... Wo kauft ihr also Euere Wolle oder bin ich einfach zur zu anspruchsvoll, was diesen Laden angeht? Mich würde ehrlich Euere Meinung dazu interessieren. Wo kauft ihr in München Euere Wolle. Hat mich mein Eindruck getäuscht oder war ich nur zu blöd die richtigen Läden zu finden ;o) ?
LG Arlene

Anonym hat gesagt…

Guten Tag,
nun muss ich auch mal noch meinen Senf dazu geben.
Um es mal ganz platt zu sagen: Ihr aus den westlichen Großstädten.... was ihr nur jammert.... hier im Osten gibt es NICHTS gar nichts an Wolle-Läden. 50km von mir weg gabs mal einen Rödel..... In unseren sog. Wolle-Läden gibt es außer Brazilia und Poly-Garn nix. Ich verstehe ja, dass das zumindest hier wirklich auch was mit dem Preis zu tun hat. Hier in der Region gibt keiner 6 Euro für 50g Wolle aus, weil die Leute das Geld einfach ncht haben, also die, die stricken....

Ja, und um das Dilemma zu lösen, haben wir dann eben einfach einen Shop eingerichtet für das gewisse Etwas rund ums Stricken.....
knittybitty.de
Als Nebengewerbe neben einem 50h-Stunden-Job ist das ganz schön aufwändig.... aber was tut man nicht alles für wunderbare Wolle....

Um all den Klageliedern mal noch was hinzuzufügen: mich nervt es sehr, dass in den Flugplatz-Zeitungsläden keine Strickzeitschriften erhältlich sind (aktuelle Studien belaufen sich bei mir auf Irland, Spanien, England, D). Das wäre doch mal was.... aber nein, es gibt hunderte Gartenzeitungen... und Homedeko und Brautmode.

Ich glaube aber einfach mal daran, dass es besser werden wird mit der Zeit. Und die Strickzeitschriften.... da war bei dne deutschen schon immer Hopfen und Malz verloren. ärmellose Rollkragenpullover mit Nadeln 10 zu stricken *schauder*

Freundliche Strickgrüße an alle!
Angela

Jinx hat gesagt…

Angela, ich halte das nicht für eine Frage von Ost oder West. Bei uns in Hamburg ist die Situation nicht desolat, aber auch nicht unbedingt berauschend. In der Provinz sieht es jedoch anders aus, da ist es weitgehend trostlos, egal in welcher Himmelsrichtung.
Viele Grüße
Jinx

Anonym hat gesagt…

Hallo,

wir hatten einmal einen Laden in Erfurt, ich muss sagen, es lief schlechter als man glaubt. Viele Wollgeschäfte sind Online, da sie so mehr Leute ansprechen. Zudem bezahlt man für einen Onlineshop nur 5€pro Monat, wenn nicht sogar weniger. Auf unserer Seite findet man auch Bilder aus unserem Laden damals. www.diewollmanie.de
Vieleicht interessiert es ja hier jemanden.

mit freundlichen Gruß

der Daniel

Anonym hat gesagt…

Das Medienmonster Burda hat laengst erkannt, dass das mit Handarbeiten hier nicht mehr so ist wie frueher. Burda hat auf dem Printsektor kontinuierlich derbe Verluste eingefahren, und um nicht noch mehr einzubuessen, sind sie ja jetzt online gegangen, mit burdastyle.com, denn offensichtlich haben sie das Potenzial auf dem Onlinemarkt endeckt. Dass den aber vor allem Amis staerker nutzen als z.B. Deutsche, kratzt Burda kein bisschen. Wieso auch? Burda ist laengst kein Verlag mehr, der Handarbeitshefte verlegt - es ist ein riesiger Medienkonzern, der bewusst und verstaerkt in neue Medien investiert und in diese Richtung ebenso fleissig sponsort.

Anders als in den USA sind "Handarbeiten" und "Internet" zwei streng getrennte Dinge, meine ich, und daran wird sich warscheinlich auch nur langsam was aendern (wobei sich die Frage stellt, ob hier wirklich auch immer die Amis das non-plus-ultra Vorbild sind? Muss man's denen denn auch immer gleich tun?).
Auf der anderen Seite aber ist das Internet, siehe z.B. an Eurem Blog, ein ideales Medium, um Handarbeiten wieder in Mode zu bringen, damit dann auch die Nachfragen nach bestimmten Produkten zu steigern (weg mit Polyschrott, her mit toller Wolle!), und die Lage Staub wegzupusten - denn mal ehrlich, denken nicht viele an haesslichen Omakram, wenn sie an "Handarbeiten" denken? Waere schoen, wenn sich daran was aendert - und am schoensten, wenn's auch ohne Burda & Co. geht.

Und dann trifft man sich mit seinen fertigen Produkten auf der eigenen netten Seite oder bei DaWanda.com oder Etsy.com ... ;)